Insekten machen ca. 80% aller tierischen Lebewesen aus und sind somit einer der wichtigsten Grundbausteine aller Ökosysteme. Als Bestäuber von Blütenpflanzen sind sie unter anderem auch für den Menschen von unermesslichen Wert.
Eine im Oktober 2017 im Fachjournal PLOS ONE zusammen mit Wissenschaftlern aus den Niederlanden und Großbritanien veröffentliche Langzeit-Monitoring-Studie des Entomologischen Vereins Krefeld e.V. hat international für große Aufmerksamkeit gesorgt.
Die von den Forschern über einen Zeitraum von 1989 bis 2016 gemessenen Daten deuten auf einen Biomasseverlust an Fluginsekten von durchschnittlich 76 Prozent an den bemessenen Standorten hin. So konnten die Wissenschaftler 1989 noch durchschnittlich 1,6 Kilogramm Insektenbiomasse pro Falle messen. Wohingegen es 2016 nur noch durchschnittlich 300 Gramm waren.
Zahlreiche andere entomologische Studien deuten ebenfalls auf einen gravierenden Rückgang der Insekten hin.
Mehr als die Hälfte der etwa 560 verschiedenen ursprünglichen auch in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten stehen bereits auf der Roten Liste oder sind bereits komplett verschwunden.
Als Hauptursache hierfür sehen Fachleute das Verschwinden von Nistmöglichkeiten durch Zerstörung des Lebensraums sowie die Verminderung des Nahrungsangebots durch den großflächigen und massenhaften Einsatz von Pestiziden in der industriellen Landwirtschaft.
Eine 2019 veröffentlichte Langzeitstudie der Technischen Universität München bestätigte den massiven Rückgang an Biomasse bei Insekten und zeigte, dass der Rückgang ebenso die Häufigkeit und die Artenzahl von Insekten betrifft. Der Wissenschaftler Sebastian Seibold und seine Kollegen konstatierten hierzu: "Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass wir einen Paradigmenwandel in der Landnutzung auf nationaler und internationaler Ebene brauchen, um dem Artenrückgang in offenen und bewaldeten Lebensräumen entgegenzuwirken".
Allein in der EU werden jährlich etwa 200.000 Tonnen Pestizide ausgebracht.
Dass allein das Spritzen von Tausenden Tonnen an Insektenvernichtungsmitteln zum Verschwinden der Insekten beiträgt, sollte selbst dem Laien einleuchten.
Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass der Einfluss sogenannter "unbedenklicher Pestizide" auf die Gesundheit und Vitalität von Bienen höher ist als vermutet. So konnte zum Beispiel nachgewiesen werden, dass Glyphosat, welches eigentlich ein Herbizid darstellt und damit gegen "Unkräuter" wirken soll, auch negativen Einfluss auf die Darmflora von Bienen hat und somit zu deren Schwächung beiträgt.
Gleichzeitig trägt das massenhafte Ausbringen von Pestiziden zur Bedrohung zahlreicher Wildblumenarten bei, sodass diese als Nahrungsgrundlage für alle nektarsammelnden Insekten wegfallen.
Glyphosatrückstände sowie zahlreiche andere Pestizidrückstände sind inzwischen überall in der Umwelt nachweisbar. In Böden und Gewässern sowie auch im menschlichen Körper. Welche Auswirkungen dies auf die Umwelt oder unsere Gesundheit hat, kann derzeit niemand vorhersagen.
Bereits ausgerottete Arten sind vermutlich unwiederbringlich verloren. Nun sollte es oberste Dringlichkeitsstufe haben, die noch verbliebenen Arten zu schützen und zu bewahren.
Hierfür ist ein komplettes Umlenken in der Agrarwirtschaft hin zu einem schrittweisen kompletten Pestizidverbot, der Rückgestaltung einer strukturreichen und bunten Umwelt sowie einer damit einhergehenden Änderung der Agrarsubventionspolitik - weg von der Förderung für großflächigen Monokulturanbau - von Nöten.
Das wissenschaftliche Fachmagazin Nature communications veröffentliche jüngst eine Studie des Schweizer Forschungsinstituts für ökologischen Landbau (FiBL), in der für verschiedene Modellszenarien errechnet wurde, dass ein kompletter Umstieg auf ökologische Landwirtschaft unter bestimmten Voraussetzungen durchaus möglich ist. Hierfür wäre lediglich eine Reduktion des Pro-Kopf-Fleischkonsums sowie eine Verminderung der Nahrungsmittelverschwendung durch Wegwerfen nötig! Zwei durchaus umsetzbare Änderungen, welche letztlich auch der Reduktion von Treibhausgasen zuspielen und damit der Klimaerwärmung entgegensteuern würden.
Der dadurch angeblich entstehende und viel beschriehene wirtschaftliche Rückschritt ist in Wirklichkeit ein zukunftsorientierter, ökologischer und gesellschaftlicher Fortschritt, ohne dessen Umsetzung es zu einer Katastrophe kommt, welche letztlich auch wieder nur
stark negative wirtschaftliche Folgen hätte.